Mit einem Rauswurf beginnt die Geschichte der Erkundung der Welt. Eva, die erste Frau, die es wagte Fragen zu stellen, wird zur Strafe von Papi vor die Tür gesetzt. „Zur Frau sprach er: Viel Mühsal bereite ich dir und häufig wirst du schwanger werden. / Unter Schmerzen gebierst du Kinder. / Nach deinem Mann hast du Verlangen / und er wird über dich herrschen.“ Als Sündenfall verstehen wir seither ihre Neugierde, ihr Streben nach Erkenntnis. Dabei ist das eigentliche Verbrechen die Verbannung.

Ausschlüsse wie Grenzziehungen stehen im aktuellen Wahlkampf hoch im Kurs. „Wir müssen uns aussuchen können, wer nach Deutschland kommt,“ fanatasierte im September der Ex-Kanzler, sein Konkurrent faselt indessen von der Aberkennung der Staatsbürgerschaft. Ach, wenn doch zur Abwechslung diese Beiden nach der Wahl draußen bleiben müssten.

Draußen sein, das wollten die Romantiker, in einer von ihnen idealisierten Natur. Ähnlich geht es heute den Stadtflüchtigen. Auf dem Land suchen sie nach einer Auszeit von der hektischen Komplexität der Gegenwart. Oder die Immobilienpreise sperren sie aus dem urbanen Wohnungsmarkt aus? Im ländlichen Raum leben sie so oder so neben Wähler*innen von Neonazis und deren erzkonservativen Steigbügelhaltern.

Die frische Luft lockt dennoch mit Gesundheitsversprechen und Freiluftaktivitäten halten fit. Draußen sein dürfen, heißt Erholung; außen-vor-sein-müssen Diskriminierung. Wer zieht die Linien, die das eine vom anderen trennen? Nur DR/AUßEN treffen sich Wanderlust und Migration.

studio GÜLLER laden mit ihren Gästen zum monatlichen Salon. In Buchvorstellungen, Performances, Konzerten, Lesungen, Spielen und Theatermonologen erkunden wir die genannten Ambivalenzen.

Intervention; offener Salon im Anschluss
dazu Waldmeister-FLIMM und Landbrot mit Kräuter-Pesto

immer am 13. des Monats,
um 19:13 Uhr (Einlass 19:00 Uhr)

im studio GÜLLER
Brühl-Pingsdorf

Eintritt frei, Kapazität begrenzt, Anmeldung erforderlich: contact@gueller.studio.
Spenden als Unkostenbeitrag sind herzlich willkommen.